Tai Chi Quan 太極拳

Tai Chi ist ein uraltes taoistisches Bewegungssystem. Ursprünglich als Kampfkunst entwickelt, dient es heute vorwiegend als gesundheitsförderndes Bewegungssystem. Die langsam fließenden Bewegungen des Tai Chi Quan ermöglichen ein Training bis ins hohe Alter. Es wird meistens in seiner Bedeutung als Heilgymnastik, Körpererfahrung und Bewegungsmeditation, seltener als Kampfkunst ausgeübt. Schon nach kurzer Zeit sind zum Beispiel Verbesserung des Kreislaufs und Stoffwechseltätigkeit zu bemerken. Die Bewegungsabläufe des Tai Chi fördern außerdem das körperliche Wohlbefinden, die Lungenkapazität, die allgemeine Belastbarkeit die Blutzirkulation, die Stabilität und Flexibilität von Muskeln und Gelenken sowie eine Verbesserung der Haltung.

Innerhalb der chinesischen Kampfkünste wird Tai Chi Quan zu den inneren Kampfkünsten gezählt und in Verbindung mit Prinzipien des Daoismus gebracht. Als legendärer Begründer der inneren Kampfkünste und damit auch des Tai Chi wird üblicherweise der unsterbliche, daoistische Mönch Zhang Sanfeng betrachtet, der zwischen dem 10. und 14. Jahrhundert gelebt haben soll, dessen historische Existenz allerdings nicht belegt ist. Der Legende nach entdeckte er die Prinzipien der inneren Kampfkünste in den Wudang-Bergen, nachdem er den Kampf zwischen einer Schlange und einem weißen Kranich beobachtet hatte.

Für sehr lange Zeit wurde die Kunst des Wudang Tai Chi nicht außerhalb der taoistischen Kloster praktiziert. Erst im 17. Jarhundert soll ein Mönch aus dem Wudang Kloster namens Wang Zongyue im Dorf Chenjiagou unterrichtet haben. Dort wurde das Wudang Tai Chi zuerst von der Chen Familie ausgeübt. Im laufe der Zeit haben sich aus dem Tai Chi Quan vor allem fünf große Stile herausgebildet.

 

Tai Chi Quan Yang Stil 杨氏太极拳

Der Yang Stil ist der zweitälteste der fünf Familienstile und in seinen verschiedenen ausprägungen der welteweit verbreiteste Stil des Tai Chi. 
Der Begründer des Yang-Stils, Yang Luchan (1799-1872), wurde von Chen Changxing im Chen-Stil unterrichtet, der bis dahin nur an Familienmitglieder weitergegeben worden war. Mit ihm wurde das Tai Chi Quan erstmals außerhalb der Familie Chen weitergegeben. Einige seiner Schüler wurden zu den Gründern anderer Familienstile. Yang Luchan hatte zwei Söhne, die bereits als Kinder eine sehr intensive Tai Chi Quan Ausbildung bei ihrem Vater begannen. Beide Söhne Yang Luchans waren für ihre Fähigkeiten in ganz China berühmt und wurden - genau wie ihr Vater - voll Ehrerbietung „Yang, der nicht kämpft“ genannt. Man sagt, Yang Banhou sei temperamentvoll gewesen, während Yang Chienhou einen ruhigen und sanften Charakter gehabt haben soll. Entsprechend schufen sie verschiedene Formen: schnelle, langsame, mit großen oder kleinen Bewegungen. Yang Banhou hatte keine Söhne, sein Bruder Yang Chienhou hingegen hatte zwei Söhne. Yang Chengfu, Sohn der Yang Chienhou, war es, der den Yang-Stil in seiner heutigen Form standardisiert und durch öffentlichen Unterricht in China verbreitet hat. Er entfernte aus der Form die schnellen Bewegungen. Seine Form ist durch langsame, fließende und sanfte Bewegungen geprägt.

Der Tradition der chinesischen Kampfkünste (Wushu) folgend, wurde die Kunst des Tai Chi Quan nur an die männlichen Nachkommen innerhalb der eigenen Familie weitergegeben. Damit sollte verhindert werden, dass eine Kampfkunst mit destrukivem Potential aus dem Einflussbereich der eigenen Familie und damit außer Kontrolle gerät. Zu Lebzeiten Yang Luchans gab es in China über hundert verschiedene Kampfkünste, und es gab unter diesen nur wenige, die nicht strengster Geheimhaltung unterlagen. Yang Luchans Position als Lehrer des Kaisers und der Prinzen sowie als oberster Ausbilder der kaiserliche Leibgarde stand in Konflikt mit dieser Tradition.

Es wird gesagt, dass er und seine Nachkommen zwar Formen und Anwendungen mit ihren Schülern trainierten, aber viele Geheimnisse zurückhielten: Sie gaben die nur unter großer Mühe erlernbaren inneren Bewegungsprinzipien nicht weiter. Nur sehr wenige Schüler von Meistern der Yang-Familie erlangten den Status eines Meisterschülers, der garantierte, dass sie den Stil so lernten, wie er auch in der Familie weitergegeben wurde.

Tai Chi Quan des Yang Stils zeichnet sich durch besonders weiche und gleichmäßig fließende Bewegungen aus. Neben verschiedenen Handformen sind auch Waffenformen mit zum Beispiel Schwert (dem Element Wasser zugeordnet) oder Säbel (dem Element Feuer zugeordnet) überliefert. 

Meister Dong Zhao lernt den Yang Stil vom großen Meister Jujin Xue in der Tradition der Yang Familie und ist froh dieses Wissen im Tai Chi Unterricht weitergeben zu dürfen.