Chang Quan 長拳

Bei der unglaublich großen Zahl an verschiedenen Wushu Stilen ist es schwer eine klare Abgrenzung zu schaffen. Wenn man heute über Wushu oder Kung Fu spricht, wird allgemein zwischen dem Chang Quan (Langfaust Stil oder auch Faust des Nordens) und dem Nan Quan (Faust des Südens) unterschieden, die bis auf einige Ausnahmen alle chinesischen Wushu Stile zusammenfassen. 

Unter dem Begriff Chang Quan fasst man einige Wushu-Stile aus Nordchina zusammen. Unter anderem die sechs großen Familien Stile der Familien Cha, Hua,  Bao, Hong, Tantui, Tai Zu und das Liu He Quan (Faust der sechs Harmonien). Auch das Shaolin Quan aus dem berühmten Shaolin Kloster in Hennan wird zu den Chang Quan Stilen gezählt. Der Begriff „Chang Quan“ erscheint zuerst im Buch "Quan Jing Ti Yao Pian" (Über die Zusammenfassung der Wushu Familien) aus dem Jahre 1553 von Qi Jiguang (1528-1588), einem chinesischem Militärführer, der sich intensiv mit der Kampfkunst auseinander setzte.

Der Chang Quan-Stil, den Meister Dong Zhao in Deutschland lehrt, enthält Elemente aus den Stilen der Cha, Liu He, Tai Zu und der Sun Bin Familie. Diese Stile haben die Eigenschaft, dass die Bewegungen elegant, lang und ausladend sind, um den Gegner aus größerer Entfernung angreifen zu können. Die Bewegungen sind kraftvoll und zugleich weich, flüssig und geschmeidig. Man sagt, dass im Chang Quan der Faustschlag schnell wie eine Sternschnuppe, der Blick wie ein Blitz, die Hüfte geschmeidig wie eine Schlange ist. Die Fußposition muss fest und dennoch beweglich sein und die innere Energie, das Qi, wird in der Körpermitte, dem Dantian, konzentriert.

Weitere Besonderheiten des Chang Quan Stils sind beispielsweise eine hohe Förderung der Körperbeherrschung durch sensationelle Sprungtechniken und Akrobatik. Die angewandten Kampftechniken umfassen unter anderem verschiedene Faust-, Bein-, Wurf- und Hebeltechniken.

 

Cha Quan 查拳, Liu He Quan 六合拳, Tai Zu Quan 太祖拳 und Sun Bin Quan 孙膑拳
 

Die Gründerfamilie des Cha Quan (Faust der Cha Familie), die Cha-Familie, stammt aus der Provinz Shangdong. Der Gründer, Shangyi Cha, lebte gemäß der schriftlichen Überlieferung gegen Ende der Ming Dynastie (1368-1644). Später wurde die Cha-Familie zu Zeiten der Qing Dynastie (1644-1911) nicht nur in der Provinz Shangdong sondern auch in Peking und später in ganz China als einer der sechs großen Familien Stile bekannt.

Die meisten Bewgungen des heutigen Chang Quan, kommen aus dem Cha Quan. Merkmale sind Techniken für lange Distanzen und ein Fokus auf Beintechniken. Viele der heutigen Akrobatiktechniken, haben auch ihren Ursprung im Cha Quan.  Eine weitere Besonderheit des Cha Quan ist die große Anzahl an verschiedenen Waffenformen wie Schwert, Säbel, Langstock, Kettenpeitsche, Hellebarde, Speer, Hackenschwert und viele weitere. Neben dem Shaolin Quan besitzt das Cha Quan als einziges über so viele Waffenformen. 

Liu He Quan entstammt den Shaolin Tempeln gegen Ende der Yuan Dynastie (1279-1368). Einer Sage nach ist der Gründer der  Mönch Naluo Xu gewesen, der als Diener im Shaolin Tempel arbeitete. Der Inhalt der sechs Harmonien umfasst drei äußere und drei innere Harmonien. Die drei äußeren Harmonien sind die Harmonie zwischen den Händen und den Füßen, den Ellbogen und den Knien, sowie den Schultern und den Hüftegelenken. Die drei inneren Harmonien bestehen zwischen dem mentalen Zustand und der Vorstellung von der Bewegung, der Bewegungsvorstellung und dem Qi (der inneren Kraft), und zwischen dem Qi und dem Li (Muskelkraft). Die inneren und äußeren Harmonien wirken bei jeder Bewegung zusammen.

Das Liu He Quan ist ein sehr offensiver Stil, der sich durch die harmonische Bewegung des ganze Körpers auszeichnet. Besonders wichtig ist die Trainingspraxis des Liu He Quan, die sich auf verwandte Stile übertrug, und die Harmonie von Körper und Geist in den Vordergrund stellte. 

Der Begriff „Tai Zu Chang Quan“ erscheint zuerst im Buch Quan Jing Ti Yao Pian. Es steht geschrieben, dass der erste Kaiser der Song Dynastie (960-1279) eine Bewegungsform aus 32 Bewegungen entwickelte, die mit dem späteren Cha Quan verwandt ist. 
Der Sage nach trainierte Kuangyin Zhao im Shaolin Tempel Kung Fu und entwickelte über Jahre hinweg seinen eigenen Stil. Später besiegte er den damaligen Kaiser der Liao Dynastie und setzte sich selbst mit dem Namen Song Tai Zu als Kaiser ein und begründete damit die Song Dynastie. Sein Kung Fu Stil wurde darauf im ganzen Land unter dem Namen Tai Zu Quan (Faust der Tai Zu Familie) bekannt. 

Tai Zu Quan ist besonders in Nordchina verbreitet und zählt zu einem der sechs großen Familien Stile. Die Besonderheiten des Tai Zu Quan, neben denen des Chang Quan, sind die auf mittlere Distanz ausgelegten Kombinationen zwischen harten und weichen Bewegungen sowie Stoßtechniken, die mit dem ganzen Körper ausgeführt werden.

Sun Bin Quan (Faust der Familie Sun Bin) ist einer der ältesten belegten Kung Fu Stile in China. Der Sage nach geht dieser uralte Stil auf den Militärstrategen Sun Bin, einem Nachfahren des berühmten Sun Tzus zurück, der in der Zeit der Streitenden Reiche (475-221 v Chr.) lebte und wirkte. Er ist auch der Verfasser des Werkes Sun Bin Bigfa (Sun Bin über die Kriegskunst). 
Sun Bin galt schon immer als hervorragender Kämpfer. Die Entstehung des Sun Bin Quan beruft sich auf eine Geschichte, nach der er vom Herrscher des Reiches der Wei, König Hui, der sein militärisches Geschick fürchtete, in einen hinterhalt gelockt und gefangen genommen wurde. König Hui, der über die körperliche Stärke Sun Bins wusste, ließ ihm aus Angst die Kniescheiben entfernen um eine Flucht unmöglich zu machen. Sun Bin begann bereits am nächsten Tag an einem Stil zu arbeiten, mit dem er sich trotz seiner Verkrüppelung befreien könnte. Ein Jahr lang stellte er sich schwach, bis er eines Nachts die Wachen der Wei überwältigte und mit einem Schlag tötete. Anschließend diente er bis zu seinem Tot dem Reich Qi als Militärstratege.

Die geheimnisvolle Kunst des Sun Bin Quan ist hauptsächlich in Qingdao, einer Stadt in der Provinz Shangdong, verbreitet. Sie besteht hauptsächlich aus drei Formen (diese beinhalten 32, 64 und 96 Figuren). Das Sun Bin Quan ist ein sehr anwendungsbezogener und gefährlicher Stil. Mit der signifikanten "Elefanten Faust" werden aus dem verborgenen mit den Fingerknöcheln blitzschnell Akkupressurpunkte des Gegners angegriffen. Sun Bin Quan zeichnet sich durch seine tiefen Positionen und extrem schnellen Bewegungen aus. 

Das Sun Bin Quan ist ein streng gehütetes Geheimnis und es wird von den anghörigen der Sun Bin Familie genau dokumentiert, welche Meister diesen Stil lehren dürfen. Meister Zhao ist sehr froh, dieses uralte Wissen direkt von Großmeister Zongli Wu erhalten zu haben.